HINTERGRUND

Am 15. Januar 2020 jährte sich zum 30. Mal die sogenannte „Stürmung der Stasizentrale“ in Berlin. Die (historische) Aufarbeitung dieses Tages ist noch immer nicht abgeschlossen. Zum einen ist da die Frage danach, wie genau sich dieser Tag abgespielt hat und wie sich das Verhältnis zwischen Protagonisten und Statisten eines solchen historischen Ereignisses auslotet.

Ein verwüstetes Büro nach der Stürmung der Stasi-Zentrale am 15.01.1990
15. Januar 1990, Foto: Thomas Uhlemann (Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0116-014 / CC-BY-SA 3.0 / CC BY-SA 3.0 DE)

Wer hatte die Fäden in der Hand? Wer sprang auf den Zug auf? Wer schrieb hier welche Geschichte? Zum anderen ist da eine andere, vielleicht sogar tiefgreifendere Frage, die bis heute noch über den Familien aus den Neuen Bundesländern schwebt – manchmal ausgesprochen, oft unterschwellig: Akteneinsicht ja oder nein?

Anhand dieser Frage trennen sich Generationen, „Täter“ und „Opfer“, politische Überzeugungen, Traumatisierte und radikale Aufklärer*innen. Was trieb und treibt Menschen dazu Akteneinsicht zu fordern? Was sich diesem konsequent zu verweigern? Wie schlägt sich dieses Schweigen bis heute in Familienstrukturen nieder, was hingegen hat es für diese bedeutet, wenn die „Wahrheit“ ans Licht kam?

Ausgehend von diesen Fragestellungen und mit den historischen Dokumenten in der Hinterhand begab sich LUNATIKS auf die Suche nach Menschen, die ihre ganz persönliche Geschichte erzählten. Die biografischen Details sind es, die mitunter Geschichtsschreibung vielstimmig und heterogen machen. Für das Projekt wurden Interviews geführt und transkribiert. Diese bildeten die Basis für die Textfassung des Audiowalks, der die beiden Themenschwerpunkte miteinander verknüpft.

Startpunkt ist das historische Datum „15. Januar 1990“. Der Protagonist, in dessen Gedankenwelt die Zuschauer*innen versetzt werden, ist Teilnehmer der Demonstration. Der Besuch des MfS am 15. Januar wird zu einer Art Ritual bis in die Jetztzeit, teilweise gemeinsam mit seiner Frau. Die Geschichte der Beiden greift beispielhaft Aspekte des Prozesses einer Akteneinsicht auf.

Das Medium Audiowalk ermöglicht es, die verschiedenen Zeitebenen komplex zu verknüpfen, Vielstimmigkeit abzubilden, Widersprüche als solche zu lassen, die Zuschauenden in den Prozess der Bedeutungsbildung einzubinden. Am 15. Januar 2020 wurde der Walk mit szenischen Live-Elementen (Teil 1) und einer anschließenden Lesung (Teil 2) aufgeführt und hatte etwa 100 Zuschauer*innen/Zuhörer*innen.

Zukünftig möchten wir gezielt vor allem Schüler*innen und Besucher*innen des MfS ansprechen und mit sinnlichen und künstlerischen Mitteln die Ereignisse und Folgen des 15. Januar 1990 vermitteln.


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